Holtenauer Geschichte
Die Richthofenstraße
Die ehemalige Dorfstraße verlief
bereits schon früher auf der gleichen Linie, war jedoch früher
ohne feste Fahrbahndecke und verwandelte sich daher nach starken
Regengüssen in einen schlammigen Weg. Die Mehrzahl der Holtenauer
Bauernstellen lag an dieser
Straße, ebenso die erste Holtenauer Schulkate.
Im Osten ging sie in die Kastanienallee
über, die zum Kanaldistrikt
führte.
Abb.: Die
Schwester-Therese-Straße und die Richthofenstraße sind beide
noch ungepflastert.
Die Dorfstraße wurde 1912 in Kieler Straße
umbenannt, dann im Jahr 1922 nach Ewald
Wendenburg, dem letzten Holtenauer Gemeindevorsteher, in Wendenburgstraße
umbenannt (diesen Namen trug ab 1934 die Schwester-Therese-Straße
).
1933 erfolgte dann die Umbenennung in Richthofenstraße
.
Abb.: Die obere
Richthofenstraße, rechts die alte Turnhalle
an der Schule. Rechts daneben das Haus
von Bauunternehmer R. H. Neumann.
Im Norden geht die Richthofenstraße in den Eekbrook über, der früher in den Wald Voßbrook und schließlich und der Muschelkate vorbei nach Schusterkrug bzw. Stegelhörn führte. Die Herwarthstraße führte über Distelrade nach Norden.
Abb.:
In der oberen Richthofenstraße in den 1950er Jahren.
Einzelne Häuser
- Nr. 6: auf dem ehemaligen Acker der Bauernstelle Röpstorff im
Jahr 1909 erbaut (das Hinterhaus mit Werkstatt 1908) von
Malermeister Friedrich Baasch. Er fiel 1917 im Ersten Weltkrieg.
Heute Malergeschäft Wiese (Frau Wiese geborene Baasch). Im
Vorderhaus gab es ehemals ein
Special Buttergeschäft Kühl
,
später Zahnarzt Dr. Rollhäuser, danach Dr. Jarchow. In den
Kellerräumen hatte der Schornsteinfegermeister seine Schwarze
Bude
.
Abb.:
Pferdefuhrwerk vor den Richthofenstraße Nr. 2, damals noch Wendenburgstraße
.
- Nr. 10: Das Haus wurde ursprünglich von Kapitän Jessen als
Fachwerkbau errichtet und später verputzt und teilweise
verändert.
- Nr. 11: Wohnblock von der
Kieler
Wohnungsbaugesellschaft
errichtet.
- Nr. 12: von meinem Urgroßvater Richard
H. Neumann errichtet. Im Giebel befanden sich Symbole des
Bauhandwerks, in der Diele waren im Fußboden Zeichen der
Freimaurer eingelassen, die während des Dritten Reiches immer
mit einem Teppich bedeckt wurden. Auf dem großen Hofgelände
befanden sich eine Zimmermanns- und Tischlerwerkstatt, nach dem
Zweiten Weltkrieg u. a. ein Kohlenlager und eine Druckerei.
Während des Krieges wurde ein Teil des Hinterhauses durch eine
Bombe beschädigt.
- Nr. 14: Holtenauer Schule.
- Nr. 16: seit 1960 Dienstwohnung des Schulhausmeisters.
- Nr. 20a: vom Postboten Harder erbaut.
- Nr. 22a: ehemaliger Ort der Kate Westenhofen (auch
Westenhöven
genannt - siehe Bauernstelle
Westenhofen). Das Bauernhaus (ein eingeschossiges
Traufenhaus) wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von Malermeister
Thies erworben und 1992 durch einen Neubau ersetzt.
- Nr. 26: vom Kanalsteurer Tietjens erbaut.
- Nr. 26: ehemaliger Kindergarten der Kirchengemeinde Holtenau.
- Nr. 27: hier wurde in der Kate des leibeigenen Schulmeisters
Johann Möhl 1741 die erste Holtenauer Schule
eröffnet. Die Kate wurde 1819, nachdem die Schule vergrößert
werden mußte, an den Böttcher Misfeld verkauft. Nachdem die Kate
im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, wurde hier ein neues
eingeschossiges Haus erbaut, in der sich bis 1976 die Milchhandlung Seemann
befand.
- Nr. 30: hier gab es die Schlachterei Jürgens.
- Nr. 32: auf dem Hof befand sich seit 1911 die erste
Elektrizitätszentrale von Holtenau. Dazu schreibt Giertz:
...
von dieser wird erzählt, daß die Frau des Betreuers in
Holtenau kurz den Strom abschaltete, wenn ihr Mann zu lange
in der Kneipe saß.
Zudem gab es hier auch ein Feuerwehrhaus.
- Nr. 34: Das dreigeschossige Haus wurde vom Zimmerpolier Krüger
erbaut. Seine Frau eröffnete im Erdgeschoß ein
Lebensmittelgeschäft. Der Laden wurde später bis 1992 von
Schlachtermeister Erhard Kelm genutzt.
- Nr. 36/38: von Bauer Voßgerau nach 1935 mit
dem durch den Verkauf von Ländereien für den Flughafenausbau
eingenommenen Geld erbaut. Man kann am Mauerwerk der Nr. 36 noch
erkennen, daß es sich um ein umgebautes Stallgebäude handelt.
Abb.: Ecke Appenrader Straße.
Links das Haus Kanalstraße Nr. 40.
- Nr. 40: ehemals Altenteil der Bauernstelle Röpstorff.
Im angebauten Ostteil das Geschäft von Schuhmachermeister
Hasenbein.
- Nr. 50: das erst in den 1920er Jahren vom Lehrer Hamann
erbaute Fachwerkhaus stand vor einer alten Kate mit Räucherei,
die von Hamanns Eltern betrieben wurde. Früher gab es hier eine
Halbhufe (Bauernstelle Hamann),
deren Land 1888 von Karl Christian Bansee - damals selbst Kätner
- gekauft wurde (siehe Bauernstelle
Bansee).
- Nr. 50a: Das Haus besaß einen großen Obstgarten mit einem zur
Sommerlaube umgebauten Bienenhaus.
- Nr. 52: 1927 von Tischlermeister Rilke samt Werkstatt gebaut
(?).
- Nr. 53: Bauernstelle
Hammerich und ältester Profanbau Kiels. Hier wurden noch
in der Diele bis 1993 landwirtschaftliche Produkte verkauft.
- Nr. 54/56: 1933/34 erbaut. Hinter Nr. 56 befand sich zeitweise
eine Werkstat von Tapeziermeister Jegliewski, später die
Heimwerkerzentrale
(Bastlerzentrale?), schließlich eine Arztpraxis.
- Nr. 55: früher Landarbeiterwohnung der Bauernstelle Hammerich.
- Nr. 57: Bauernstelle
Schacht, neben der Nr. 53 stand hier ehemals das zweite
Holtenauer Fachhallenhaus, 1723 erbaut. Vor dem Gebäude gab es
nach dem Zweiten
Weltkrieg eine Tankstelle.
Das Haus, das zuletzt einen Supermarkt beherbergte, wurde Opfer
einer Brandstiftung. Heute liegt hier der Sky-Markt.
- Nr. 57a: das älter aussehende Fachwerkgebäude wurde 1947 von
einem Fahrer des Fuhrunternehmens Schacht größtenteils aus
Trümmerteilen errichtet. Das Haus wurde im Jahr 2013 im Rahmen
der Erweiterung des Sky-Marktes abgerissen.
- Nr. 60/60a: früher stand hier das Hotel
Zur Hochbrücke
,
das während des Zweiten Weltkrieges infolge eines Bombentreffers
ausbrannte. Das Gebäude wurde nach dem Krieg wieder aufgebaut
mit mehreren Läden wie Lebensmittel
Winterstein, Friseur Fritz Thiel, Blumenladen und Kneipe Toplaterne
.
Im Teil Nr. 60a befand sich früher der Minimal
Supermarkt
.
Abb.: Richthofenstraße Nr.
65 (?).
- Nr. 65: 1901 als Altenteilsvilla für den Bauern Friedrich
Hinrich Mähl (Bauernstelle Mähl)
erbaut.
- Nr. 65a: Hier befand sich früher ein zur Bauernstelle Mähl
gehörender Pferdeteich, auf dem die Kinder im Winter
Schlittschuh liefen.
- Nr. 77: bevor hier 1960 von der
WOBAU
Schleswig-Holstein
das spätere Rentner-Wohnheim
errichtet wurde, wurde der freie Platz für Jahrmärkte und kleine
Zirkusvorstellungen benutzt.
Abb.:
Richthofenstraße Ecke Gravensteiner Straße mit dem Schornstein
des Fernheizwerkes ganz rechts hinten (© Gisela Heinrich).
Bevor die neuen Straßenverbindungen in den Kieler Norden im
Rahmen der Segelolympiade 1972 umgesetzt wurden, führten diese
Verbindungen von der alten Prinz-Heinrich-Brücke
über die Immelmannstraße
weiter über Pries-Friedrichsort nach Schilksee und Strande. Später
führte dann die Fördestraße
westlich der Immelmannstraße auf den ehemaligen Ländereien der Bauernstelle Erichsen an
Holtenau vorbei und nördlich Pries-Friedrichsort nach Schilksee
und Strande. Seitdem endet die Immelmannstraße in einem
Wendehammer am Kleingartengebiet.
Siehe auch:
© Bert
Morio — Zuletzt geändert: 30-10-2021 09:22