Holtenauer Geschichte

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Der Hafen Voßbrook

Um sich aus der Umklammerung der Marine zu befreien, versuchte die Stadt Kiel bereits während des Kaiserreichs, Hafenflächen für die zivile Nutzung zu gewinnen. Mit dem Zusammenbruch des Kaiserreichs und der durch die Siegermächte verordneten Schrumpfung der Marine, waren neue zivile Arbeitsplätze für die Stadt lebenswichtig geworden. Die Stadt blickte daher zuerst auf den Kieler Norden und schuf 1922 mit der Eingemeindung der nördlichen Stadtteile Holtenau, Pries-Friedrichsort und Schilksee zu notwendigen Grundlagen:

Die Darstellung der immer wieder betriebenen Pläne der Stadt, irgendwo an den Ufern der so idealen Förde einen großen Hafen anzulegen, wären unvollständig ohne die Erwähnung des Projektes "Freihafen bei Voßbrook". Allerdings ist dieses schon so früh gescheiterte Projekt kaum noch in Erinnerung selbst alter Kieler.
     Die Voßbrooker Bucht liegt zwischen dem Eingang zum Nord-Ostsee-Kanal und der Friedrichsorter Enge. Hier hatte die Stadt nach dem 1. Weltkrieg das gesamte Ufergelände mit rd. 150 ha Hinterland und den schon begonnenen Ausbauten einer U-Boot- und Torpedo-Werft der Kaiserlichen Marine erworben. Hier sollte der Ausgleich für das aufgegebene Hafenprojekt in der Wiker Bucht geschaffen werden. Man hatte schon Pläne und begann ihre Verwirklichung mit der Herstellung eines Schutzdammes von 680 m Länge, dessen Bodenmassen aus der Einebnung des künftigen Hafen-Hinterlandes gewonnen wurden. Als der Schutzdamm 1929 fertig war, hatte man ein Vorhaben begonnen, dessen Kosten zu dieser Zeit auf immerhin 110 Mio. Mark veranschlagt waren und das der Stadt wirklich einen Handelshafen beschert hätte.
     Eine weitere Beschreibung dies Projektes erübrigt sich, denn schon 1934 mußte das gesamte Areal an das Reich zurückgegeben werden. Nach dem 2. Weltkrieg konnte die Stadt den Schutzdamm, die heutige "Mole Stickenhörn" eine Reihe von Jahren nutzen und auf seiner Südseite, der Hafenseite, geflüchtete ostpreußische Fischer und später auch Sportboote unterbringen. Dann beanspruchte die Marine auch diesen schmalen Hafenteil für sich und forderte die Stadt zur Räumung auf.
     Mit einiger Mühe gelang es, wenigstens für die Mole Stickenhörn, den alten Schutz­damm, einen Kompromiß zu finden. Sie wurde der Stadt überlassen, die sie zu unter­halten hat. Im Bedarfsfall hat die Marine darüber hinaus ein Mitbenutzungsrecht.
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Siehe auch:

© Bert Morio 2019 — Zuletzt geändert: 10-03-2019 14:10


  1. Schwab, Rudolf / Becker, Wolfgang: Jahrbuch der Hafenbautechnischen Gesellschaft, Vierzigster Band, Heidelberg 1983/84, S. 28.