Gab es auf dem Holtenauer Gebiet in grauer Vorzeit eine bedeutende Megalithkultur?
Diese Frage muß nun endgültig geklärt werden, denn
seit Jahren tauchen im Rahmen der Umgestaltung der
Kanalstraße immer wieder neue Findlinge im Boden auf,
vorzugsweise in der Nähe der dort seit über einem
Jahrhundert wachsenden großen Platanen. Wissenschaftler
sprechen in diesem Zusammenhang auch von "Menhiren"
(bretonisch "langer Stein"), wobei die Ähnlichkeit mit den
in der Bretagne gefundenen Exemplaren nur gering zu sein scheint.
Nicht zu verwechseln sind die Holtenauer Funde mit den in unseren
Breiten so bezeichneten "Hühnengräbern" -
bestehend aus Trag- und Decksteinen - oder den durch die Einzeit
nach Schleswig-Holstein gelangten Findlingen.
Abb.: Menhire in der
Kanalstraße.
Hügelgräber auf Holtenauer Gebiet fanden sich in
früheren Zeiten im Bereich des heutigen Flugplatzes, es sind jedoch keine
Spuren erhalten geblieben. Andere Zeugnisse aus ferner
Vergangenheit finden sich erst wieder knapp nördlich der
Holtenauer Ortsgrenze: Hier fand man Reste einer so genannten
"Motte", d.
h. einer aus Holz gebauten Wehranlage aus dem
Mittelalter.
Abb.: Ein besonders großes
Exemplar.
Die in Holtenau entdeckten Großsteinanlagen bestehen
bisher aus einzeln stehenden Steinen mit einer Größe
bis zu einem Meter (siehe der einzeln stehende Stein Ecke
Kanalstraße und Appenrader Straße, der scheinbar
völlig aus dem Fundzusammenhang herausfällt). Es
scheint auch keine Verbindung zu den drei unter den Holtenauer
Hochbrücken gefundenen Riesenfindlingen zu bestehen, die
bei den Erweiterungsarbeiten am Nord-Ostsee-Kanal ans Tageslicht
befördert wurden (siehe auch die Abbildung
rechts).
Auffällig und bisher einzigartig sind auch die vielen Farbspuren, die sich an den einzelnen Steinen finden, wobei in der Regel immer nur eine Seite der Steine betroffen scheint, ohne daß sich jedoch eine bestimmte Bildsprache erkennen ließe, die eine kulturelle Zuordnung der Holtenauer Megalithkultur zuließe. Es sind weder ornamentale noch figürliche Bildnisse zu erkennen, was für ein besonders hohes Alter dieser steinzeitlichen Zeugnisse spricht.
Doch gerade als alle Versuche einer Deutung der
auffälligen Farbreste im Sande zu verlaufen schienen,
führten chemische Untersuchungen der Farbpigmente zu
überraschenden neuen Fragestellungen, denn anstelle der
erwarteten mineralischen oder pflanzlichen Pigmente fanden sich
hochkomplexe, nahezu modern anmutende Farbstoffe, deren
Leuchtkraft weit über das bisher aus jenen weit
zurückliegenden Zeitalter Bekannte hinausgeht. Ob diese
Farbverbindungen jedoch die gleiche Haltbarkeit besitzen wie die
oft mehrere Jahrzehntausende alten Höhlenmalereien, muß
ich noch zeigen. Wenn es jedoch ein modernes Äquivalent zu
den Farbresten der Holtenauer Menhire gibt, dann sind es die
modernen wasserlöslichen Lacke, die die Automobilindustrie
heutzutage vermehrt einsetzt.
So bleibt die Herkunft der Steine weiterhin ein großes Rätsel, das zu lösen in den nächsten Jahren das vornehmste Ziel der Schleswiger Landesarchäologen sein wird.
Nachdem die Berichte über die Holtenauer Megalithkultur
nicht nur in Fachkreisen, sondern auch in der breiten
Öffentlichkeit für großes Aufsehen gesorgt hatten,
traten in den letzten Tagen natürlich auch immer wieder die
typischen Verschwörungstheoretiker und Spinner auf den Plan,
die das ganze für eine grobe Fälschung oder eine
Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für das örtliche
Autolackierergewerbe halten.
Nun mag die zweite Theorie nicht ganz so leicht von der Hand zu weisen sein, denn nach dem Auslaufen der Abwrackprämie bedarf es dringend neuer Anreize für das am Boden liegende Gewerbe, doch der Gedanke, jemand hätte Dutzende tonnenschwerer Steine aufgestellt, nur um ein interessantes Thema für eine Doktorarbeit vorweisen zu können, scheint mir doch arg weit hergeholt. Denn eine Doktorarbeit muß - wie wir ja inzwischen wissen - weder originell noch selbst geschrieben sein. Wer würde sich daher eine solche Mühe machen?
Heute fand ich folgende E-mail von User "Fox William
Mulder" (arbeitet bei den Engländern am Schusterkrug ?)
in meinem Postfach, aus der ich hier die wichtigsten Passagen
zitieren möchte:
"... sollen die Findlinge die Platanen vor den parkenden Autos schützen ..."
"... können die Wagen nicht mehr so dicht an die Stämme heranfahren bzw. die Borke verletzen, auch wird die Verdichtung des Erdreiches verhindert."
Eigentlich sollte man ja die Beiträge anderer Leser nicht gleich kommentieren, aber das ist natürlich ein völlig lächerlicher Gedanke. Vielleicht handelt es sich einfach auch nur um den sprichwörtlichen britischen Humor.
Dieser Artikel stieß auf unerwartete Resonanz im Internet
;-)