Seit 1948 wird der Kaiser-Wilhelm-Kanal als Nord-Ostsee-Kanal
oder auch als
Kiel-Canal
bezeichnet. Nachdem der Kanal im Zweiten
Weltkrieg kaum ausgebessert bzw. instand gehalten werden konnte, bestand nach Kriegsende die wichtigste Aufgabe darin, die Beschädigungen an den
Uferböschungen zu beheben.
Abb.: Auf der Schleuse, im Hintergrund
die alte Prinz-Heinrich-Brücke und das Getreidesilo am
Nordhafen.
Mitte der 1950er Jahre wurde auch die Levensauer Hochbrücke umgebaut. Ihre markanten Türme wurden abgerissen und der obere Teil der Stahlkonstruktion entfernt. Zwei der ehemals an den Türmen angebrachten Tafeln mit dem Kaiseradler blieben erhalten und wurden u. a. auf der Holtenauer Schleuse aufgestellt.
Zunehmende Schiffsgrößen und die steigende Zahl der Schiffspassagen führten zu Auswaschungen an den Böschungen und am Kanalbett. Dies führte zu dem Entschluß, die Breite des Kanals auf 162 Meter zu erweitern, um dadurch die Ufer besser schützen zu können.
Abb.: Der Kanalquerschnitt vor der Erweiterung.
Abb.: Der Kanalquerschnitt nach der Erweiterung.
In Rendsburg wurden ein Straßen- und Fußgängertunnel errichtet und alle Kettenfähren wurden durch freifahrende Wagenfähren ersetzt. Die letzte Kettenfähre stellte 1991 in Fischerhütte ihren Betrieb ein.
Nur Schiffe bis zu 235 m Länge, 32,50 m Breite und 9,50 m Tiefgang dürfen den Kanal passieren. Dabei beträgt die Höchstgeschwindigkeit beträgt 15 km / Stunde, um weitere Erodierungen der Uferböschungen zu vermeiden. Mit Hilfe von Radar wird die Einhaltung der vorgeschriebenen Geschwindigkeiten überwacht.
Noch immer ist der Nord-Ostsee-Kanal der weltweit meist befahrene Seekanal — vor dem Panama- und dem Suez-Kanal — und gilt als die nordeuropäische Hauptverkehrsader.
Tabelle: Vergleich Nord-Ostsee-Kanal — Panama-Kanal -
Suez-Kanal (1993).
(Quelle: Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord.)
Länge | Passagen | Gütertonnen | |
N.-O.-Kanal | 98,6 | 43.264 | 57.724.000 |
Panama-Kanal | 81,5 | 12.192 | 163.000.000 |
Suez-Kanal | 161,0 | 17.062 | 296.914.000 |
Momentan gibt es über den Nord-Ostsee-Kanal 10 Brücken (davon sind 2 Brücken reine Eisenbahnhochbrücken), 13 Fähren, eine Schwebefähre, einen Straßen- und einen Fußgängertunnel.
Wie nötig der Ausbau des Kanals gewesen ist, wird einem deutlich, wenn man bedenkt, wie groß die Schiffe sind, die heutzutage den Nord-Ostsee-Kanal passieren. Eine Vorstellung davon geben einem die Listen mit den Kanalpassagen großer Passagierschiffe, die ständig auf dem aktuellsten Stand gehalten werden.
Die zunehmende Schiffsverkehr auf dem Nord-Ostsee-Kanal, der vor allem Folge des weltweiten
Containerbooms ist, macht einen weiteren Ausbau des Kanals zwingend erforderlich. Immer mehr und
immer größere Containerschiffe (die so genannten Feederschiffe
) passieren den
Kanal auf ihrem Weg von den Ostseehäfen zu den großen Containerhäfen der Nordsee. In diesem
Bauabschnitt sollen die Kanalkurven in den Bereichen Landwehr und Wittenbek begradigt werden
sowie der Übergang zur Kanalweiche Schwartenbek ausgebaut
werden.
In einer zweiten Bauphase von 2013-14 sollte eigentlich der Ausbau des Kanals bei Königsförde, Groß Nordsee und im Bereich der Levensauer Hochbrücke, die eine der engsten Stellen am Kanal bildet, folgen.
Inzwischen haben sich die Alten Holtenauer Schleusen als völlig marode erwiesen und mußten stillgelegt und in nicht mehr allzuferner Zukunft abgerissen werden — die Arbeiten haben bereits begonnen …
© Bert Morio 2018 — Zuletzt geändert: 29-04-2019 07:46