Holtenauer Geschichte

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Gedenkstein für Josef Czoska

Folgt man dem Weg an der Ostseite der südlichen Auffahrt zur Olympiabrücke, so findet man dort gut zwischen den Bäumen versteckt auf halber Höhe des Hanges einen großen Granitfindling, der auf einem schon verfallenen Bett stehend nur auf den zweiten Blick als ein Gedenkstein zu erkennen ist. Seine kaum noch zu entziffernde Inschrift lautet:

R.I.P.
A Josef Czosim
25. April 1911

Hierbei handelt es sich um einen Gedenkstein, der für den Arbeiter Josef Czoska errichtet wurde, der im Jahre 1911 während des Baus der Prinz-Heinrich-Brücke bei einem Dammrutsch auf der südlichen Rampe verschüttet wurde.

Gedenkstein Abb.: Der Gedenkstein an der Hochbrücke.

Der Erdrutsch ereignete sich, als Czoska gerade damit beschäftigt war, von einer Lorenbahn abgeladene Erde zu planieren. Es rutschen ca. 3.000 m² Erdreich ab und verschütteten den Arbeiter. Trotz mehrtägiger Suche konnte der Leichnam nicht geborgen werden, so daß er auch heute noch im Brückendamm ruht.

Josef Czoska stammt wahrscheinlich aus Südpolen und war ein sogenannter Sachsengänger — eine Bezeichnung für jene polnischen Arbeiter, denen auf Arbeitssuche in Sachsen eine Arbeit beim Kanalbau vermittelt wurde.

Gedenkstein Abb.: Der Gedenkstein an der Hochbrücke.

Nach über 90 Jahren wurde am 23. August 2004 mit einer kleinen Gedenkfeier dieser Ereignisse gedacht. Anwesend waren unter anderen Vertreter der Deutsch-Polnischen Gesellschaft. Die weitere Pflege der Gedenkstätte übernahmen Vertreter des Wiker Stadtteils. Inzwischen wurde neben dem Stein auch eine kleine Informationstafel aufgestellt.

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Als Kind wurde mir immer die Geschichte erzählt, der Stein sei zum Gedenken an den Erbauer der Prinz-Heinrich-Brücke aufgestellt worden. Dieser hätte sich damals das Leben genommen, weil er der Stabilität seiner Brücke nicht vertraut hätte.

Siehe auch:

© Bert Morio 2017 — zuletzt geändert: 25-10-2017 17:53

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