Beim Bau der Prinz-Heinrich-Brücke im
Zuge der Kanalerweiterung
1907-14 kam es auf der Südrampe der Brücke zu einem
gewaltigen Dammrutsch, der das Leben eines Arbeiters forderte.
Dies war nur einer der vielen Unfälle, die sich trotz aller getroffenen
Vorsichtsmaßnahmen während des achtjährigen Kanalbaus
ereigneten.
Abb.: Blick auf die Westseite der Brücke auf dem Wiker Ufer nach dem Dammrutsch.
Es waren auf einer Fläche von 3.000 m² so große Erdmassen in Bewegung geraten, daß die Leiche des aus Polen stammenden Arbeiters Josef Czoska trotz mehrtägiger Suche nicht geborgen werden konnte.
Abb.: Skizze des Dammrutsches an der Prinz-Heinrich-Brücke. Interessant sind auch die abgebildeten Entwässerungstunnel, die solche Unglücke in Zukunft verhindern sollten.
Über dieses Unglück berichtete die Kieler Zeitung am 26. April 1911 folgendes:
Der Erdrutsch, bei dem am Dienstag ein Arbeiter am Kaiser Wilhelm Kanal verunglückt ist, ereignete sich an der Rampe, die an der Südseite für die neue Hochbrücke bei Holtenau aufgeschüttet wird. Der Damm ist z. T. auf Moorboden gebaut. Schon vor 14 Tagen passierte ein Erdrutsch. Damals glitt ein Zug mit einigen Wagen ab, doch verlief der Unfall ohne Folgen. Diesmal passierte ein Zug mit 18 Wagen die Stelle, nachdem die Erdmassen abgeladen waren. Während der Fahrt begann die eine Seite des Dammes zu rutschen; der Zug fuhr schnell weiter und kam zum größten Teil aus dem rutschenden Gebiet, so daß nur noch vier Wagen mit abstürzten. Auf ihnen befanden sich aber keine Personen. Der Arbeiter Czoska, ein jüngerer Erdarbeiter, stand auf der Böschung des Dammes und war mit dem Einebnen der vom Zuge abgeladenen Erdmassen beschäftigt. Seine Leiche ist noch nicht gefunden. Im ganzen sind über 6000 qm des Dammes abgerutscht.
Zum Gedenken an dieses Unglück wurde an der Ostseite des südlichen Brückendamms ein großer Granitfindling als Gedenkstein aufgestellt.
Abb.: Der Gedenkstein war für Jahrzehnte nahezu vergessen. Erst nachdem ich auf diesen Seiten darüber berichtet hatte, wurde die Gedenkstätte wieder instand gesetzt.
Abb.: Einer der vielen Entwässerungsschächte westlich des Hochbrückendamms am Rande des Wildgeheges.
© Bert Morio 2017-2023 — Zuletzt geändert: 29-04-2023
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