Kaisersalut
Einen Kaisersalut
mit anscheinend 33 Kanonenschüssen
konnten die Holtenauer öfters vernehmen, denn es gab reichlich Anlässe
für einen Besuch der Wilhelminischen1 Kaiser in Holtenau. Da waren die regelmäßigen Besuche vor allem Wilhelm II. zur Kieler Woche oder die Festlichkeiten bei den Grundsteinlegungen oder Einweihungen der verschiedenen Bauten am Kaiser-Wilhelm-Kanal oder den Hochbrücken bei Holtenau oder Levensau.
Abb.: Kaisersalut vor Holtenau für die SMY Hohenzollern.
Sobald am Mittwoch die Kaiserliche Yacht „Hohenzollern", begleitet von dem aus drei Panzerschiffen und drei anderen Kriegsschiffen bestehenden niederländischen Geschwader, vor dem Hafen von Amsterdam in Sicht kam, gab die Festungs-Artillerie den Kaisersalut von 33 Schuß ab.2
Es war für das Wilhelminische Kaiserreich typisch, alle möglichen
Anlässe mit großem Pomp zu zelebrieren, was Wilhelm II. noch auf die
Spitze trieb. Vielleicht gaben auch der Minderwertigkeitskomplex
Wilhelm II. gegenüber dem Großbritannien seiner Großmutter Victoria und
das Gefühl, eine verspätete Nation
zu sein, dazu Anlaß.3
Er war bei aller scheinbaren Rückwärtsgewandtheit des Kaisertums in
dieser — aber auch in vielen anderen Bereichen — sehr fortschrittlich
und benutzte so auch die Medien zur Festigung seiner Herrschaft.
© Bert Morio 2019 — Zuletzt geändert: 23-05-2020 08:43
Das aus den drei Einigungskriegen gegen Dänemark, Österreich und
Frankreich hervorgegangene zweite Deutsche Kaiserreich, das von
1871-1918 existierte und deren drei Kaiser auch in der so genannten Drei-Kaiser-Halle
im Holtenauer Leuchtturm abgebildet sind. ↩
Neueste Mittheilungen. Verantwortlicher Herausgeber: Dr. jur. O. Hammann: X. Jahrgang. No. 50: Politische Tagesfragen. Von den Kaisertagen in Amsterdam. Berlin, Freitag, den 3. Juli 1891. ↩
So war ja letztlich auch die Kieler Woche
eine Reaktion auf die Ablehnung Wilhelm II. durch die Engländer. ↩