Holtenauer Geschichte

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Die Holtenauer Eiderkanalschleusen

Im Gegensatz zu den anderen Schleusenanlagen am Eiderkanal besaß Holtenau nach dem Bau der Friedrichsschleuse in den Jahren 1823-25 nördlich der ersten Schleuse von 1779 zwei Schleusen, so daß sich zwischen ihnen eine kleine, mit drei Häusern bebaute, Insel bildete. Hier sollen zwei Wohnhäuser gestanden haben: In einem Haus wohnte der Schleusenwärter mit seiner Familie, in dem anderen Haus lebte eine andere Familie. Im dritten Gebäude soll sich eine Gaststätte befunden haben.

Seitenansicht Abb.: Seitenansicht der Holtenauer Eiderkanalschleuse. Das rechte Tor dient nicht dem Durchschleusen der Schiffe, sondern der Regulierung des Wasserstandes.

Der Bau der Eiderkanalschleusen stellte für die schleswig-holsteinischen Ingenieure technisches Neuland dar, denn bisher hatte man keine Erfahrung im Bau solch großer Schleusen gemacht. Aus diesem Grunde heuerte man 2 holländische Schleusenbauer an, die dann den Bau der 6 Schleusen leiteten. Die Mauern der Schleusen wurden aus einheimischen Backsteinen gemauert während die Wasserseiten mit holländischen Klinkern und die Kanten mit gehauenen Bornholmer Sandsteinen verkleidet wurden. Alleine für die Holtenauer Schleuse werden über 1,2 Millionen Wasserklinker1 und 364 Steine aus Bornholm angeliefert.

Modell der Holtenauer Eiderkanalschleusen Abb.: Modell der Holtenauer Eiderkanalschleusen samt Schleuseninsel (aus dem Schleusenmuseum in Holtenau).

Den Untergrund der Schleusen befestigte man durch das Einrammen von 6 – 12 Meter langen dicht nebeneinander eingerammten Buchenstämmen, die dann mit einer dreifachen Querschicht dicker Balken bedeckt wurden. Dann wurde der Untergrund mit Lehm fest gestampft und die Zwischenräume mit Ziegelsteinen ausgemauert. Damit wurde das Aufsteigen von Grundwasser verhindert, das ansonsten den Boden der Schleusenkammer aufgeschwämmt hätte. Pro Schleuse wurden so an die 1.600 Buchenstämme verbaut.

Die erste Holtenauer Eiderkanalschleuse

Wie man es heute noch beispielsweise bei der restaurierten Rathmannsdorfer Schleuse sehen kann, bestanden die Schleusen des Eiderkanals aus einer Haupt- und einer Nebenkammer, wobei die Hauptkammer an ihren beiden Enden jeweils durch zwei schwere Eichenholztore verschlossen werden konnte.

Modell der Holtenauer Eiderkanalschleuse Abb.: Modell der Holtenauer Eiderkanalschleuse (aus dem ehemaligen Schleusenmuseum in Holtenau).

Die Nebenkammer wurde auch Freischleuse genannt. Sie war schmaler als die Hauptkammer und diente der Regulierung des Wasserspiegels. Da es durch die Nebenkammer keinen Schiffsverkehr gab, konnte hier eine feste Holzbrücke mit gußeisernem Geländer installiert werden.

Eiderkanalschleuse bei Holtenau Abb.: Die Eiderkanalschleuse bei Holtenau.

Die Nebenkammern der Schleusen standen durch große Schotten, die in den Endmauern eingelassen waren, mit dem Kanal in Verbindung. Diese Schotten konnten mit Hilfe großer Schrauben von einem Mann aufgezogen werden, um den Wasserstand zu regulieren.

Die Eiderkanalschleuse bei Holtenau Abb.: Die Eiderkanalschleuse bei Holtenau.

Die ebenfalls aus Eichenholz bestehenden Schleusentore der Hauptkammer drehten sich auf metallenen Zapfen in einer Metallkumme und wurden durch Handwinden bedient. Waren sie vollständig geöffnet, so saßen sie in dafür in den Kammerwänden vorgesehenen Nuten, so daß sie die in die Kammer einfahrenden Schiffe nicht behinderten und selber vor etwaiger Beschädigung geschützt waren. Im geschlossenen Zustand standen die Schleusentore winklig zu einander um dem Wasserdruck besser widerstehen zu können.

Schleuse

Die alte Holtenauer Eiderkanalschleuse hat in ihrer Geschichte folglich drei recht unterschiedliche Bauzustände erlebt: ab 1792 als Zweikammerschleuse mit Klappbrücke; ab etwa 1825 mit fester Holzbalkenbrücke; während des Baus des Kaiser-Wilhelm-Kanals als Kesselschleuse wieder mit Klappbrücke.

Lage von Eiderkanalschleusen Abb.: Lage von Eiderkanalschleusen und Kaiser-Wilhelm-Kanal (gepunktete Linie) mit Prahmdrehbrücke (3), die heutige Gravensteiner Straße (5).

Eine wichtige Rolle sollte die südliche der beiden Holtenauer Schleusen noch einmal beim Bau des Kaiser-Wilhelm-Kanals spielen, denn in den Jahren 1893 und 1894 wurde die alte Holtenauer Eiderkanalschleuse provisorisch wieder in Stand gesetzt und stark erweitert, so daß sie für den Schiffsverkehr benutzt werden konnte — auch nachdem die Friedrichsschleuse bereits abgerissen worden war.

Wik, 30. Aug. Auf der Kanalbaustrecke Holtenau Knoop hat die Ausschachtung des Kanalbettes in den letzten Monaten solche Fortschritte gemacht, daß voraussichtlich zum nächsten Herbst nach Abbruch der Schleusenmeisterwohnung und der Gebäude der Gastwirtschaft auch eine Ausschachtung dieser Grundstücke vorgenommen und alsdann eine Verbindung mit dem bereits jenseits Knoop fertigem Kanalbett hergestellt werden kann. Da demnächst die Knooper Schleuse eingeht, wird au die vorläufig bleibende alte Schleuse zu Holtenau ein erhöhter Wasserdruck kommen. Um den sehr lebhaften Schiffsverkehr durch die Holtenauer Schleuse durch einen Umbau nicht zu stören, soll beschlossen sein, die alte verfallene ehemalige Friedrichsschleuse zum Durchlassen von Fahrzeugen wieder herzustellen, und es sind zu diesem Zweck bereits Vorbereitungen getroffen. Die Ausschüttungen an der nördlichen Seite des alten Kanals, wo an der Herstellung einer Straße gearbeitet wird, als auch an den Uferstrecken von der Mündung bis Friedrichsort haben bedeutend zugenommen.2

Am Ende mußte allerdings auch die erste Holtenauer Eiderkanalschleuse dem neuen Kanal weichen:

Holtenau, 3. April. Die Sprengung der Pfeiler der alten Eiderkanalschleuse wurde dieser Tage durch eine Abteilung des Kaiserl. Eisenbahnregiments, unter Leitung eines Offiziers, vorgenommen. Zahlreiche in dem Mauerwerk eines Pfeilers angebrachte Bohrlöcher, etwa zwei Meter tief, wurden mit Dynamitpatronen geladen, letztere durch eine Leitung unter sich und mit einem elektrischen Apparat verbunden und gleichzeitig zur Explosion gebracht. Mit einem dumpfen Knall stürzte das Mauerwerk zusammen, einen Trümmerhaufen von faustgroßen Mauerstücken bildend. Jeder Pfeiler wurde für sich gesprengt; im ganzen sind hierzu reichlich 100 Kilogramm Dynamit erforderlich gewesen. Die Mauerreste werden durch Handlowries herausbefördert und zur Entfernung des in der Schleusensohle befindlichen Pfahlrostes werden besondere Hebevorrichtungen hergestellt. Ein Tag und Nacht im Betriebe befindliches Pumpenwerk sorgt für die Trockenhaltung des abgedämmten Teiles der alten Schleusen. Der Verkehr durch die neuen Schleusen ist zur Zeit ein sehr reger; auf der Strecke von der Mündung bis zur Hochbrücke bei Levensau befinden sich vier Schwimmbagger in Thätigkeit.3

Abriß der Schleuse Abb.: Abriß der Eiderkanalschleuse Holtenau (Friedrichsschleuse) im Jahr 1893.

Dampfer in der Eiderkanalschleuse Abb.: Dieses Bild macht deutlich, wie gering die Ausmaße der Eiderkanalschleusen waren. Nur kleine Dampfer konnten sie passieren.

Schleusenwärter an den Holtenauer Eiderkanalschleusen:

Siehe auch:

© Bert Morio 2017 — Zuletzt geändert: 19-09-2021 07:33

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  1. Ziegelsteine, die speziell für Bauten unterwasser vorgesehen waren. Beim Bau der Holtenauer Schlause war zudem noch das aggressive Salzwasser der Ostsee zu bedenken! Dies war auch einer der Gründe dafür, dass man die Schleuse ein Stück von der Kanalmündung entfernt errichtete. 

  2. Kanal-Zeitung, 03.09.1892. Es handelt sich dabei aber nicht um die Friedrichsschleuse, sondern die erste Holtenauer Eiderkanalschleuse! Die Friedrichsschleuse wurde ja schon im Jahr 1893 abgerissen. 

  3. Kanal-Zeitung, 06.04.1895. Handlowries sind kleinere durch Menschenkraft bewegte Loren.