Die Villa Hoheneck
ist neben der
Waffenschmiede
und dem
Fördeblick
(der ehemaligen Wartehalle
) eine der bekanntesten Gaststätten in Holtenau. Die Villa Hoheneck wurde in den Jahren 1902/03
durch das Bauunternehmen Göttsch & Untiedt errichtet und im
Laufe der Jahre durch zahlreiche Anbauten erweitert. Seit 1925 wurde sie mit Unterbrechungen als
Gast-wirtschaft genutzt.
Abb.: Die Villa Hoheneck vor
den Resten der ehemaligen Kanalkurve bei Knoop. Links oben die Levensauer Hochbrücke.
Die Gebäude wurden anfangs noch als Bauernhof betrieben. In den 1920er Jahren wurde das Haus vom ehemaligen Marineschreiber Oskar Papenfuß und seiner Frau Anna gekauft und seit 1925 wurde die Villa mit Unterbrechungen als Gastwirtschaft — und anfangs auch als Pen-sionat — genutzt. 1935 wurde das Geschäft dann von Oskar Papenfuß jr. übernommen.
Die Gaststätte war in der Vorkriegszeit ein beliebter Treffpunkt der in Holtenau stationierten
Luftwaffensoldaten und während des Krieges wurden die Gebäude von der Marine von der XI.
Hafenschutzfottille
und später von einer Ballon-Sperrabteilung genutzt. Während des
Krieges gab es unterhalb des Hanges mehrere Luftschutzstollen.
Abb.:
Luftschutzstollen unter der Villa Hoheneck (Quelle: Sammlung Uwe Steinhoff).
Im Hang unterhalb der Villa befanden sich während des Zweiten Weltkrieges zwei Luftschutzstollen, die anscheinend für die hier während des Krieges
untergebrachten Soldaten (u. a. der Hafenschutzflottille
und einer
Ballon-Sperr-Einheit
) angelegt worden waren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg waren hier Flüchtlinge und ein Kindergarten der Holtenauer Kirchengemeinde untergebracht. Nachdem Oskar Papenfuß jr. aufgrund seiner SS-Mitgliedschaft interniert worden war, wurde die Gaststätte von seiner Frau Gertrud weitergeführt. Um das Anwesen halten zu können, wurden auch Zimmer an damals so genannte „leichte Mädchen” vermietet.
Lieselotte, die Tochter von Gertrud und Oskar Papenfuß jr. und ihr Mann Wilhelm Heinze übernahmen 1956 die Gaststätte und boten hier wieder Kaffee und Kuchen an – an den Sonn-tagnachmittagen gab es Tango, denn beide waren begeisterte und bekannte Tangotänzer, die in den Jahren zuvor mit ihren Tanznummern in ganz Deutschland zu sehen gewesen waren. 1972 übernahm dann Jörn Clahsen die Gaststätte, die fortan zu einem beliebten Szenetreff wurde.
Abb.: Die
Terrasse des Lokals. Im Hintergrund das Kleingartengebiet unter
der Hochbrücke.
Westlich der Gaststätte machte der Kaiser-Wilhelm-Kanal einen Bogen nach Norden und folgte damit dem Verlauf des Eiderkanals. Später wurde dieser Teil der Kanalstrecke im Rahmen der Kanalerweiterung von 1907-14 begradigt. Ein Teil des zum Kanal hin gelegenen Biergartens ging bei der Verbreiterung des Kanals unter den Hochbrücken in den 1990er Jahren verloren.
Abb.: Die Villa Hoheneck vor 1917. Blick auf die Südfassade. Hinten
Rechts die alte Prinz-Heinrich-Brücke. Man kann erkennen, daß hier auch während des Ersten
Weltkriegs Solda-ten einquartiert waren.
Abb.: Der Kreuzer
Berlin
unter der Prinz-Heinrich-Brücke.
Abb.: Die Villa Hoheneck und das
Getreidesilo.
Abb.: Die Villa Hoheneck während der
Renovierungsarbeiten im Frühjahr 2019.
© Bert Morio 2019 — Zuletzt geändert: 28-12-2019
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