Dieses bei Dreilinden westlich von Dorf
Pries auf einer Anhöhe gelegene Fort gehörte zum während des Kaiserreiches errichteten
Kieler Festungsring. Hier wurde im Jahr 1918 ein Teil jener
Wilhelmshavener Matrosen vom Linienschiff SMS Markgraf
, die gegen die
Marineleitung gemeutert hatten, inhaftiert, nachdem diese auf der Holtenauer Schleuse von Bord gebracht worden waren. Während des Zweiten Weltkrieges befand sich auf dem hoch gelegenen Gelände die Zentrale der
Kieler Luftabwehr (Flak-Gruppenkommando
), zu der auch die schwere Marineflak-Batterie in Holtenau gehörte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde hier
eine Pyrotechnische Fabrik (Weco) errichtet.
Abb.: Das Fort
Herwarth aus der Luft.
Das Fort Herwarth (benannt nach Karl Eberhard Herwarth von Bittenfeld, einem preußischen
Generalfeldmarschall) wurde in den Jahren 1887-90 durch das Deutsche Kaiserreich erbaut und im
Jahr 1911 aufgrund der sich weiterentwickelnden Waffentechnik umgebaut und erweitert. Im Jahr
1921 wurde es gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrages wie die anderen Festungen des
Kieler Festungsringes geschleift. Die Bewaffnung bestand aus 4 x
15 cm, 2 x 12,5 cm, 8 x 9 cm und 2 x 15,5 cm Mörsern. Es handelte sich um ein
so genanntes Hochwallfort
vom Typ Biehler
.
Das Fort war über eine Feldbahn mit der Festung Friedrichsort verbunden, über die das Material in das Fort transportiert wurde. Seine Besatzung bestand aus 33 Offizieren und 980 Unteroffizieren und Mannschaften. Da während des Ersten Weltkrieges die Geschütze der Festung entfernte und an die Front brachte, diente es darauf nur noch als Stützpunkt für die Infanterie. Während des Ersten Weltkriegs wurden hier auch russische Kriegsgefangene untergebracht.
Im Rahmen des Kieler Matrosenaufstandes von 1918 soll auch der Bruder des Deutschen Kaisers Prinz Heinrich von Preußen hier kurzzeitig gefangen gehalten worden sein.
Im Dritten Reich wurde das Fort wieder neu ausgebaut und hieß dann
SA-Wetterwarte
. Dies geschah unter größter Geheimhaltung. Alle Arbeiter der Firma
Giese aus Kiel wurden vereidigt und ihnen bei Verrat hohe Strafen angedroht.1
Im Jahr 1942 wurde das 1. Marine-Flak-Regiment in 1. Marine-Flak-Brigade umbenannt und ihr Kommandeur wurde Konteradmiral Matthies, der bereits zuvor als Kapitän das Regiment befehligt hatte. In seiner Position war Matthies zudem "Küstenbefehlshaber westliche Ostsee" und Festungskommandant von Kiel.
Auf der Anhöhe bei Dreilinden befand sich zudem die schwere Flakbatterie Pries, die die Kommandozentrale schützen sollte. Die wichtigsten Einrichtungen wurden durch zwei Bunker mit meterdicken Decken geschützt.
Der obere Bunker hatte eine drei Meter dicke Betondecke. Der lange und hohe Raum machte wegen der Einbauten einen schmalen Eindruck. Hier befand sich der Leitstand der Brigade. „Mit Bordmitteln" war auf einem lang durchgehenden Podest eine erhöhte Holz-Theke, eine Kommandobrücke, aufgebaut. Sie war mit einer Reihe von Telefonapparaten bestückt: es gab direkte Sprechverbindungen (ohne Handvermittlung) zum Kommandeur, zu seinem Stellvertreter, zu den Kommandeuren der acht Marine-Flak-Abteilungen (Ugrukos), die bei Gefechtsschaltung gemeinsam in einer Leitung zusammengeschaltet wurden und dadurch jederzeit über die Befehle und Ereignisse im gesamten Verteidigungsbereich informiert waren. Eine wichtige Verbindung bestand zum Wachhabenden der 1. Marine-Flugmelde-Abteilung westl. Ostsee. Zu meiner Zeit auf Dreilinden war Korvettenkapitän Dr. Gründel der Kommandeur. Eine Treppe führte vom oberen Bunkerraum hinab zum Flugwachkommando (Fluko) Kiel. Etwa 20 Helferinnen empfingen hier die Luftlagemeldungen, die von den zahlreichen im Lande verteilten Flugwachen eingingen. Außerdem bedienten sie die über das Reichsgebiet verzweigten Flugmelde-Leitungen. In diesem Raum war man verantwortlich für die Meldungen über die weiträumige Gesamtluftlage. Wenn ich als wachhabender Offizier der Brigade Dienst hatte, schickte mir der WO vom Fluko Kiel durch eine Helferin in Abständen die jeweils letzte Luftlage-Meldung auf vorgedrucktem Formular nach oben in den Kommandoraum. Ich heftete sie in der Reihenfolge ihres Eingangs ab, weil sie später Rechenschaft gaben über zeitlich getroffene Maßnahmen.2
Es gab hier Telefonverbindungen zum Einsatzleiter der Nachtjäger der Luftwaffe, zur zivilen Luftschutzbehörde in Kiel, zu den Nebel- und Sperrballoneinheiten, zum Flugplatz Holtenau, zum Hafenkapitän und zum Kommandanten der Seewasserstraße Nord-Ostsee-Kanal.
Das Flugmeldegebiet erstreckte sich von Helgoland über den östlichen Teil der Deutschen Bucht, über die Westküste Schleswig-Holsteins bis einschließlich südliches Dänemark und ganz Schleswig-Holstein sowie die westliche Ostsee bis Mecklenburg.3
Inzwischen befindet sich am Ort des ehemaligen Forts die pyrotechnische Fabrik
Weco
, in der Feuerwerkskörper hergestellt werden.
© Bert Morio 2017 — Zuletzt geändert: 19-11-2017 10:17
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Vgl.: Sozialdemokratische Partei Deutschlands: Deutschland-Bericht der Sopade, Band 1, 1934, S. 334. ↩