Nachdem die Marinestadt
Kiel infolge des
verlorenen Ersten Weltkrieges und der damit
einher gehenden drastischen Verkleinerung der Marine in große ökonomische
Schwierigkeiten geraten war, suchte man händeringend nach neuen
Einnahmequellen. Da die meisten Grundstücke rund um die Kieler
Förde bereits anderweitig belegt waren, ergaben sich nur im
Bereich des Kaiser-Wilhelm-Kanals und
nördlich von Holtenau Perspektiven für eine zivile
wirtschaftliche Entwicklung.
Abb.: Das alte Getreidesilo am Nordhafen vor der Prinz-Heinrich-Brücke. Links die Villa Hoheneck. Im Hintergrund Holtenau.
Schon vor dem Ersten Weltkrieg waren die Versuche der Stadt, sich juristisch gegen diese die eigene Entwicklung hemmende Dominanz der Marine zu stemmen, in so genannten "Wiker Hafenprozeß" (1899 - 1904) gescheitert.
Die Voraussetzung für diese neuen Pläne war natürlich die Eingemeindung der Stadtteile nördlich des Kanals, die dann auch im Jahr 1922 für die Gemeinden Holtenau, Pries und Friedrichsort vollzogen wurde. Neben neuen Gewerbegebieten am Nordhafen wurde auch versucht, am Voßbrook Gewerbe anzusiedeln.
Abb.: Im Hintergrund der alte Kanalverlauf, bei dem der Kaiser-Wilhelm-Kanal einen etwas nach Norden reichenden Bogen direkt am Knooper Wald macht.
Abb.: Der Nordhafen und die Prinz-Heinrich-Brücke aus der Luft. Oben rechts der Marineschießstand Holtenau.
Am 14. Dezember 1970 wurden die Holtenauer durch einen lauten Knall aus ihrer vorweihnachtlichen Stimmung gerissen, weil das in den zwanziger Jahren am Nordhafen errichtete Getreidesilo durch eine schwere Staubexplosion in die Luft geflogen war, wobei 6 Menschen ums Leben kamen und weitere 20 Personen verletzt wurden. Man sah noch Tage lang Schiffe der Wasserschutzpolizei den Kanal nach Leichen absuchen. Der Sachschaden betrug mehr als 30 Millionen DM und das alte Silo mußte in den folgenden Monaten vollständig abgerissen werden.
Abb.: Explosion des Getreidesilos. [Magnussen, Friedrich (1914-1987)-(CC BY-SA 3.0 DE)]
© Bert Morio 2017 — Zuletzt geändert: 25-09-2017 06:18